Megaösophagus beim Hund

Megaösophagus beim Hund. Noch nie gehört. Ich auch nicht, bis ich über meine Hündin Vink damit konfrontiert wurde. Inzwischen weiß ich auch was die Ärztin in der Tierklinik meinte als sie mir sagte, dass es eins der anstrengendsten Erkrankungen ist - für den Besitzer. Wahrscheinlich werden viele Hunde bald eingeschläfert. Aber es gibt Hunde und Besitzer, die damit leben. Einige davon treffen sich auf Facebook, im Forum "Megaösophagus bei Hunden und Katzen". Sie geben sich gegenseitig Tipps und machen sich immer wieder Mut.

Was ist ein Megaösophagus?

Ein Megaösophagus beschreibt eine Erweiterung der Speiseröhre des Tieres, die zu einer Störung des Futtertransportes zwischen Rachen und Magen führt. Der Megaösophagus kann dabei unterschiedlich ausgeprägt sein, von einer leichten Erweiterung auf gesamter Länge der Speiseröhre bis zu einer massiven „Aussackung“ ohne erkennbare Muskelaktivität. Geschlucktes Futter oder Wasser kann dabei in der Speiseröhre stecken bleiben und gelangt nicht in den Magen. Ein Megaösophagus ist jedoch keine Erkrankung im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr ein Symptom. Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, bei denen ein Megaösophagus auftreten kann.

Wie funktiontiert die Speiseröhre?

Die Speiseröhre ist ein langer Schlauch, der Futter und Wasser vom Maul in den Magen transportiert. Nach der Futteraufnahme durch das Maul und das Abschlucken via Rachen, werden spontane Wellen (rhythmisches Kontrahieren) ausgelöst, die das Futter wie ein Förderband in den Magen transportieren. Die Speiseröhre ist dazu innen mit quergestreifter Muskulatur ausgestattet, die willkürlich kontrollierbar ist.

Wie wird der Megaösophagus diagnostiziert?

Es wird ein Röngtenbild gemacht mit Hilfe eines zu schluckenden Kontrastmittels, manchmal wird auch noch eine Endoskopie durchgeführt.

Welche Symptome treten bei einem MÖ auf?

Das häufigste Symptom eines Megaösophagus ist das sogenannte „Regurgitieren“. Dabei fällt dem Besitzer auf, dass der Hund unmittelbar nach der Futteraufnahme erbricht („regurgitiert“). Das Regurgitieren kann jedoch auch erst mehrere Stunden nach der Futteraufnahme erfolgen. Das Futter erreicht den Magen nicht, sondern liegt in der erweiterten, beziehungsweise ausgesackten Speiseröhre, von wo es der Hund

wieder herauswürgt. Das Futter ist größtenteils unverdaut, es kann jedoch auch mit Schleim überzogen sein. Es ist sehr wichtig, die Regurgitation zu erkennen und vom Erbrechen unterscheiden zu können. 

  • Erbrechen: Es zeigt sich häufig auch Übelkeit, das Erbrechen ist ein aktiver Prozess, der Hund würgt das Futter durch Bauchpressen, Kontraktionen der Bauchmuskulatur wieder hervor.
  • Regurgitation: Der Auswurf erfolgt spontan und ohne Vorzeichen, es handelt sich um ein passives Rücklaufen des Futters. Das Futter ist meist unverdaut oder nur teils verdaut. Oft wird unmittelbar nach Futteraufnahme regurgitiert.

Weitere Symptome: Gewichtsverlust durch mangelnde Futteraufnahme, vergorener Geruch aus dem Maul, Husten beim oder nach dem Fressen und Trinken, Hinunterwürgen des Fressens, Gluckergeräusche bei Bewegung, etc. Durch das Regurgitieren können Futterpartikel eingeatmet werden, die zu einer Lungenentzündung (sog. Aspirationspneumonie) führen können. Deshalb ist es sehr wichtig, das Regurgitieren zu verhindern.

Welche Ursachen gibt es?

Man unterscheidet grundsätzlich den angeborenen, genetisch bedingten, Megaösophagus und den erworbenen (sekundären) Megaösophagus. Ursachen sind unter anderem:

  • Angeborener Megaösophagus, fällt häufig schon beim jungen Hund auf
  • Muskelerkrankungen (Myasthenia gravis) – wird durch Blutuntersuchung festgestellt
  • Entzündungen der Speiseröhre
  • Fremdkörper
  • Schilddrüsenunterfunktion – durch Blutuntersuchung festgestellt
  • Addison-Krankheit
  • Nebennierenunterfunktion
  • Ohne Ursache - idiopathisch
  • Gut- oder bösartige Tumore

Wird eine Grunderkrankung diagnostiziert, so können die Symptome durch die Behandlung der Grunderkrankung gemildert werden. Ansonsten beschränkt sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome.

Tipps und Tricks zur Linderung der Symptome bei MÖ

Jeder Hund reagiert anders auf verschiedene Fütterungsarten. Die Suche nach einem geeigneten Konzept ist in hohem Maße ein Ausprobieren. Funktioniert etwas gut, sollte man es beibehalten. Funktioniert etwas nicht (mehr) so gut, versucht man etwas anderes.

  • Erhöhte Fütterung: Das A und O für eine Besserung der Symptome. Der Hund kann entweder in sitzender Position oder auf den Hinterläufen stehend gefüttert werden. Man kann den Napf selbst halten, den Hund mit zu Bällchen geformtem Futter füttern oder einen speziellen Stuhl ("Bailey's Chair") nutzen. Viele Hunde haben keine Probleme beim Trinken, einige müssen auch in erhöhter Position trinken, andere vertragen überhaupt kein Wasser.
  • Halten in aufrechter Position nach dem Fressen/Trinken: Dies kann ebenfalls durch das Einnehmen einer sitzender Position oder ein Halten auf den Hinterläufen erfolgen. Bei großen Hunden kann der "Bailey's Chair" hilfreich sein. Einige Hunde brauchen nur wenige Minuten aufrecht gehalten werden, bis sie Rülpsen (Aufstoßen). Ein leichtes Klopfen auf den Brustkorb kann hilfreich sein. Andere Hunde müssen bis zu einer halben Stunde oder länger in aufrechter Position verweilen. Dies kann anfangs schwierig sein, vor allem wenn sich der Hund wehrt, allerdings gewöhnen sich Hunde meist recht schnell daran.
  • Die Konsistenz des Futters: Einige Hunde mit MÖ kommen nur mit vermischtem Futter, das die Konsistenz einer Suppe hat, zurecht. Für andere Hunde ist das Füttern von Stücken besser. Trockenfutter kann man einweichen, Dosenfutter mit einer Gabel zerdrücken und mit heißem Wasser mischen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Auch BARFen ist möglich.
  • Füttern in mehreren kleineren Portionen: Viele Hunde regurgitieren bei zu großen Portionen. Ein nächtliches Regurgitieren kann vermieden werden, indem eine kleine Portion spät abends um 21-22 Uhr gegeben wird.
  • Schlafen in erhöhter Position: Hunde, die häufig nachts regurgitieren oder früh morgends einen weißlichen Schleim würgen bzw. trocken würgen, schlafen oft zu niedrig. Abhilfe kann eine Portion Futter spät am Abend sowie das Schlafen in erhöhter Position schaffen. Hilfreich ist ein sogenannter "Donut" - man näht ein Stillkissen oder ähnliches in runde Form zusammen und füllt diesen Ring in der Mitte mit einem Polster.
  • Wasser: Viele Hunde vertragen es nicht, Wasser normal zu trinken. Es gibt aber viele andere Wege, Flüssigkeit zuzuführen. Man kann das Futter mit Wasser anmischen, Eiswürfel füttern (evtl. mit Hühnerbrühe), eine umgebaute Tränke für Hasen benutzen oder Gelatinewürfel füttern.
  • Keine Snacks, nichts außer dem gewöhnlichen Futter: Viele Hunde vertragen keine Hundekekse, herkömmliche Leckerli oder Kauknochen. Leberpastete aus der Tube oder aus dem Roller ist meist eine gute Alternative zur Belohnung.

[Mit Dank an Sabine Simonich]